Eigentlich beginnt die Geschichte der Kirchengenmeinde Ottfingen erst mit dem 01. Februar 1924. Denn ab diesem Zeitpunkt gilt die Errichtung der Filialkirche als vollzogen. Dies belegt eine Urkunde der bischöflichen Behörde zu Paderborn vom 31. Januar 1924. Die Urkunde wurde unterschrieben vom damaligen Bischof Dr. Caspar Klein. Die Bestätigung durch die weltliche Regierung erfolgte am 26. Februar 1924. Am 15. Februar wurden erstmalig 10 Kirchenvorstandsmitglieder und 3 Ersatzmitglieder gewählt.
Über das kirchliche Leben in Ottfingen vor dieser Zeit sind noch Spuren in alten Aufzeichnungen zu finden.
Schenkt man den Aufzeichnungen Hömbergs in seinem Buch „Heimatchronik des Kreises Olpe“ Glauben, so ist die Ortschaft Ottfingen im 11. Jh. entstanden und damit sicher auch das kirchliche Leben. Ottfingen gehörte von alters her zur Pfarrei Wenden und unterstand mit dem südlichen Teil des kurkölnischen Sauerlandes dem Erzbischof von Köln. Durch die Bulle „De salute animarum“ vom 16.Juli 1821 kam dieses Gebiet zur Diözese Paderborn, die im Jahre 1929 zur Erzdiözese erhoben wurde.
Der Pfarrer von Wenden übte die Seelsorge im gesamten Kirchspiel aus. Die Bewohner von Ottfingen mussten zu sämtlichen kirchlichen Angelegenheiten nach Wenden. Nur einmal wöchentlich, meist freitags, zelebrierte der Vikar von Wenden die heilige Messe in der alten Kapelle in Ottfingen.
Nachdem die Filialen der Mutterpfarrei: Gerlingen, Hünsborn und Hillmicke eigene Gottesdienste erhalten und sich allmählich selbstständig gemacht hatten, erstrebte auch Ottfingen einen eigenen Seelsorger. Zu diesem Zweck wurde im Jahre 1912 der Gemeinde Ottfingen ein Jagdgeld von 20 000 Mark als Pfarrfond zur Verfügung gestellt.
Nach Ausbruch des ersten Weltkriegs im Jahre 1914 sahen sich die Verantwortlichen jedoch veranlasst diesen Betrag als Kriegsanleihe dem Vaterland zur Verfügung zu stellen. Das Guthaben wurde nach Beendigung des ersten Weltkriegs im Jahre 1918 nur noch mit 6000 Mark bewertet.
Als infolge der Einberufung der männlichen Bewohner während des Krieges die Frauen und Mädchen eine erhöhte Arbeitslast zu tragen hatten, wurde das Bedürfnis nach eigenen sonntäglichen Gottesdiensten immer größer. Durch Sammlungen wurde die finanzielle Situation der Gemeinde verbessert, und schon bald setzte man sich mit dem Franziskanerkloster in Attendorn in Verbindung um von dort einen Seelsorger für Ottfingen zu bekommen.
Die Erlaubnis der bischöflichen Behörde in Paderborn vom 26. Januar 1917 lautete zunächst:
„Vom 1. Sonntag im November bis Passionssonntag ausschließlich.“
Für die Gottesdienste konnte Pater Luzian (OFM) aus Attendorn gewonnen werden. Er kam nun wöchentlich, vom 4. Februar 1917 an, spendete Samstagsnachmittags das Sakrament der Beichte und hielt Sonntagsmorgens zweimal die heilige Messe.
Auf eine erneute Eingabe nach Paderborn gab die bischöfliche Behörde am 22. März 1917 zur Antwort: „ Die durch diesseitiges Schreiben am 26. Januar 1917 erteilte Erlaubnis der Abhaltung des Gottesdienstes in der dortigen Kapelle an allen Sonn- und Feiertagen innerhalb der Zeit vom 1.Sonntag im November bis Passionssonntag ausschließlich wird hierdurch ausgedehnt auf alle Sonn- und Feiertage, die in die zeit vom 1. November bis 1. Mai eines jeden Jahres fallen. Kraft Apostolischer Vollmacht erteilen wir für diese Sonn- und Feiertage dem amtierenden Geistlichen die Licentia binandi una cum facultate substituendi. Es wird hiermit auch der Empfang der österlichen Kommunion in der dortigen Kapelle den in Ottfingen wohnenden Katholiken gestattet.“ Gez. Dr. Caspar Klein, Bischof
Am 13. April 1918 wurde diese Erlaubnis nochmals erweitert „ an allen Sonn- und Feiertagen des ganzen Jahres den Gottesdienst abzuhalten.“
Die Mutterpfarrei Wenden wollte offensichtlich die angestrebte Selbstständigkeit verhindern. Allerlei Vorwände wurden in Paderborn vorgebracht. Wie ein Schreiben vom 02. November 1918 zeigt, hatte man berichtet, dass die Aufbewahrung des Allerheiligsten wegen der großen Feuchtigkeit unmöglich sei: „ Es ist uns mitgeteilt worden, dass die Kapelle in Ottfingen außerordentlich feucht sei, sodass aus diesem Grunde die Aufbewahrung des Allerheiligsten dort kaum möglich sei. Auch ist, wie uns berichtet wurde, die Zelebration der hl. Messe wenigstens einmal in der Woche in der gedachten Kapelle nicht genügend gesichert. Bevor wir Ihrem Antrag nähertreten, wollen Sie sich über die vorstehend erwähnten Punkte äußern und ein Zeugnis vorlegen, wonach die Ortsgeistlichen bzw. die Patres in Attendorn sich bereit erklären, wenigstens einmal in der Woche in der Kapelle zu zelebrieren“ Erst am 15. Mai 1919 wird die Genehmigung erteilt : „ Auf erneute Anregung hin gestatten wir kraft Apostolischer Vollmacht die Aufbewahrung des Allerheiligsten in der Kapelle zu Ottfingen, jedoch unter der Voraussetzung, dass ein feuer- und diebessicherer Tabernakel vorhanden ist und der Schlüssel dazu vom Priester aufbewahrt wird, dass Türen und Fenster fest verschließbar sind und die Aufsicht über die ganze Kapelle einer gewissenhaften Personübertragen wird, dass das ewige Licht immer brennt, wenigstens einmal in der Woche die hl. Messe gelesen und alles beobachtet wird, was das Römische Rituale in diesem Falle vorschreibt.“ Am Weißen Sonntag dieses Jahres gingen auch die Kinder erstmalig in Ottfingen zur ersten hl. Kommunion.
Nach Erreichung all dieser Vollmachten ging das Streben der Gemeinde dahin, einen eigenen Seelsorger zu erhalten.
Der damalige Kapellenvorstand, bestehend aus den Herren Peter Eich, Clemens Fischer, Theobald Hetzel und den Brüdern Johann und Eduard Sidenstein, wandte sich daher am 29. April 1920 mit einer Eingabe an das bischöfliche Generalvikariat in Paderborn, worauf an Otto Clemens, den damaligen Vorsitzenden des Kapellenvorstandes, am 12. Mai 1920 folgende Antwort gesendet wurde : „Auf die gefl. Zuschrift vom 29. April 1920 sprechen wir den Bewohnern von Ottfingen für ihren kirchlichen Sinn und Eifer unsere herzliche Anerkennung aus, bedauern aber, bei dem großen Priestermangel in absehbarer Zeit einen eigenen Seelsorger nicht in Aussicht stellen zu können.“
Aber die Bemühungen um einen eignen Seelsorger gingen weiter. Paderborn stellte jetzt die Bedingung für den Geistlichen ein Haus (Vikarie) zur Verfügung zu stellen.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte die Finanzierung des Vorhabens durch den Verkauf von kircheneigenem Wald gesichert werden. Der Bauplatz wurde von J. Wein-
garten Wilhelmstal im Tauschwege erworben. Im Herbst 1920 war die Vikarie, ein leichter Fachwerkbau mit Schieferbeschlag fertiggestellt. Bis Herbst 1922 wurde sie von Lehrer Bobber bewohnt.
Im Jahre 1921 erwarb die Gemeinde von den Geschwistern Wacker ein Grundstück am Löh um dort einen Friedhof anzulegen. Schon am 24. Mai 1922 wurde als erstes Samenkorn der Schäfer Johannes Quast in den Gottesacker gesenkt. Er war bei Ausübung seines Hirtenberufs vom Blitz erschlagen worden.
Am 04. Oktober 1922 sollte der Wunsch der Gemeinde nach einem eigenen Seelsorger endlich in Erfüllung gehen. Trotz Widerstand der Muttergemeinde in Wenden sandte die bischöfliche Behörde Pfarrvikar Robert Hartmann nach Ottfingen. Ihm war eine schwere Aufgabe gestellt worden. Die kirchlichen Räumlichkeiten waren völlig unzureichend. Der
63 qm große Kapellenraum musste 450 Kirchenbesuchern Platz bieten. Zwar hatte die Kapelle einen kleinen Anbau als Sakristei erhalten und eine Empore (Bühne) im Innern; doch damit war der Missstand noch nicht beseitigt. Die Bühne war während des Gottesdienstes derartig stark besetzt, dass es vorkam, dass hin und wieder jemand ohnmächtig hinausgetragen werden musste.
Am 05. Mai 1923 wurde dann der Antrag auf Errichtung der Filialkirche Ottfingen mit eigner Vermögensverwaltung gestellt, der dann, wie eingangs bereits ausgeführt, am 01. Februar 1924 positiv beschieden wurde. Zuvor hatte der Bischof Klein am 09. Juni 1923 anlässlich einer kirchlichen Visitation von Ernsthaftigkeit der Ottfinger Katholiken überzeugen können.
Die junge Gemeinde richtete sich ein. Im Frühjahr 1923 wurde der kath. Arbeiterverein gegründet. Mit 20 Büchern wurde in demselben Jahr der Grund zur Pfarrbücherei gelegt.
Doch bei all den Aufbauarbeiten übersah Vikar Hartmann nicht das Fehlen angemessener Kirchenräumlichkeiten. Es bedurfte großer Überzeugungskraft und viel Verhandlungs-
geschick, um den Ortsbewohner die unumgängliche Notwendigkeit eines Kirchenbaus klar zu machen. Am 8. Dezember 1925 berief der Geistliche daher eine Versammlung, in der zur großen Werk aufgefordert wurde.
Zunächst musste ein geeigneter Bauplatz gefunden werden. Lisette Halbe hatte noch auf dem Sterbebett ihren kleinen Acker „auf der Höfe“ an die Vikarie vererbt. Gegen diesen Acker und einige kleine Gemeindestreifen bei „Ochels Scheune“ tauschte Witwe Josef Ochel ihren Wiesenplatz ein. Aus dem kleinen Besitz gab Witwe Friedrich Hetzel kostenlos eine Wiese ab, nur um dann später nahe dem Herrgott wohnen zu können.
Später gaben die angrenzenden „Löhbewohner“ noch einen 5.00 m breiten Streifen von ihren Wiesen an die Kirche ab.
Architekt Emil Korn, gebürtig aus Ottfingen, hatte auf der Versammlung am 8.Dezember 1925 versprochen, unentgeltlich die notwendigen Zeichnungen anzufertigen. Geplant war zuerst eine dreischiffige Kirche, die jedoch von Diözesanbaumeister Matern, Paderborn verworfen wurde, da sie zu kostspielig und bautechnisch zu bemängeln war. Er befürwortete eine einschiffige Kirche, übersichtlich und mit Tonnengewölbe. Hierzu entwarf Architekt Sondermann, Olpe mit dem Architekten Korn, Rothemühle gegen eine Entschädigung von 1000 Mark die Pläne, die die Zustimmung des Generalvikars Rosenberg fanden. Nachdem die Pläne durch die Baupolizei Wenden genehmigt waren, konnte mit dem Bau begonnen werden.
Das Patronatsfest St. Hubertus ist am 3. November; Konpatronin ist St. Katharina am 25. November.