Das war vermutlich der am häufigsten auftretende Gedanke – So eine große Gruppe in dieser Riesenstadt! Wie will der Reiseleiter das schaffen? Wie werden wir das hinbekommen, uns nicht aus den Augen zu verlieren, in zwei verschiedenen und weit auseinander liegenden Häusern untergebracht und ohne Orientierung unterwegs?
Mit diesen und ähnlichen Bedenken, vielleicht Ängsten, aber ebenso vielen Erwartungen und Hoffnungen im Gepäck trafen mehrfache „Wiederholungstäter“ und solche, die zum ersten Mal ihren Fuß auf römischen Boden setzen würden, im Eröffnungsgottesdienst in unserer Wendener Kirche aufeinander. Einem gut gelaunten und offensichtlich perfekt vorbereiteten Pastor Albert gelang es während dieser Messe bereits, den einen oder anderen Zweifel zu beseitigen, bevor wir uns mit dem Bus nach Frankfurt und dem Flieger nach Rom aufmachten. Oh Wunder – alles klappte reibungslos. Wir landeten (fast) pünktlich und begannen uns auf unser erstes gemeinsames Abendessen zu freuen.
Am gleichen Abend sollte sich zeigen, ob die in stoischer Ruhe vorgetragene Strategie unseres Reiseleiters („Wir teilen uns in Kleingruppen auf und dann kann jeder auf seine Leute aufpassen. Wenn jeder sich ein bisschen für die anderen verantwortlich fühlt, klappt das.“) aufgehen würde. Und sie ging auf! Alle kamen am richtigen Ort, einem Ristorante im quirligen Viertel Trastevere, an und wir konnten erleichtert und entspannt die italienischen Speisen und den Wein an unserem ersten Abend genießen. Es war nur wenig später, dass in genau diesem Viertel von pfiffigen Reisekameraden vermutlich Roms einzige Kneipe ausfindig gemacht wurde, die Krombacher Bier vom Fass anbietet. Sofort stellten sich Heimatgefühle ein und der Wirt hatte im Nu neue Stammgäste.
„Ja, und wie war’s in Rom?“
Diese Frage habe ich nach der Rückkehr gefühlt fünfzigmal gestellt bekommen. Was soll ich sagen? Es war eine Woche voller touristischer Highlights – das Forum Romanum gesehen, das Colosseum besucht, den Trevi Brunnen, die spanische Treppe, die Piazza Navonna und das Pantheon bestaunt, die obskur-mysteriöse Stimmung in den Katakomben erfühlt, die sommerlichen Temperaturen genossen (von einigen von uns sogar am Strand von Ostia).
Ein kunstgeschichtlicher Superlativ jagte den nächsten, ein architektonisches Meisterstück ein anderes: Die schier endlosen Dimensionen des Petersdoms, und die Schönheit der Pieta Michelangelos überwältigen den Betrachter, so auch mich. Die beeindruckende Galerie der Bildnisse aller Päpste durch die Geschichte in St. Paul vor den Mauern ließen mich sprachlos dastehen. Die Demut einflößende Treppe vor St. Maria im Kapitol sind wir hinaufgestiegen und das darin sich
befindliche, von den Römern sehr verehrte Jesuskind, hatte auch auf uns seine Wirkung. In der wunderbaren Welt der Vatikanischen Museen und der Sixtinischen Kapelle hätte ich gerne ganze Tage verbracht. Dazu sind wir jeden Tag viele Kilometer gelaufen, haben uns buchstäblich die vier großen Basiliken, die sieben Pilgerkirchen er-laufen. Kurzum, wie es in Rom war? Es war von allem fast zu viel, auf jeden Fall mehr, als ein Gehirn in einer Woche fassen kann.
Entschädigt für das wuselige Leben in der Stadt – wer schon einmal in Rom U-Bahn oder Bus gefahren ist, weiß, was gemeint ist – hat uns ein Tag in Castel Gandolfo, das in einer wunderschönen Landschaft liegt und die Ruhe gibt, die man in der Stadt vermisst.
Trotz aller kunsthistorischen Meisterwerke, trotz aller religionsgeschichtlichen Besonderheiten – diese Romreise werde ich auch aus anderen Gründen nicht vergessen.
Es ist die Gemeinschaft, zu der wir wurden, die mich tief beeindruckt hat. Es klappte wirklich: Alle passten aufeinander auf, kümmerten sich umeinander, sorgten dafür (allen voran Pastor Albert), dass jeder das bekam, was er oder sie brauchte. Wir lernten uns besser kennen und verbrachten gesellige Abende miteinander und die stimmungsvolle Atmosphäre in Trastevere trug ein Übriges dazu bei. Wir hatten unser gemeinsames Programm und doch konnte jede/r sich zurückziehen, wenn es nötig war und es wurde akzeptiert.
Es waren die gemeinsam gefeierten Gottesdienste, mit denen wir in den Tag starteten, jeden Tag in einer anderen der großen Basiliken und sie waren alle auf den Punkt vorbereitet.
Ich durfte vier hl. Pforten durchschreiten, zumeist umgeben von betenden oder singenden Pilgergruppen von überall her auf der Welt, Jugendliche, alte Menschen, Geistliche. Das hat etwas mit mir gemacht und mich nachhaltig beeindruckt.
Was mich aber gänzlich „erwischt“ hat, war die Audienz auf dem Petersplatz. Zigtausende Menschen aus aller Welt (meine Karte trug die Nummer 39.868), die auf Papst Leo IV. warten mit gezückten Handys, um ja keine Chance zu verpassen. In der Tat, auch unsere Videos und Fotos zeigen ihn zum Greifen nah. Manchen von uns gelang es, in der ersten Reihe einen Platz zu ergattern, als Papst Leo in seinem Papamobil vorbeifuhr. Die ganze Welt war da, zigtausende Menschen, die friedlich hergekommen waren, nun friedlich beieinanderstanden und nur eines wollten, den Papst sehen. Und dann rief er auf, das VATER UNSER zu beten und auch das gelang friedlich mit allen gemeinsam und wir taten es in der die Welt umspannenden Sprache Latein, bevor alle Menschen wieder friedlich auseinandergingen. Dass Frieden möglich ist, wurde mir in diesem Moment bewusst und das werde ich – wie vieles andere von dieser Woche in Rom im Hl. Jahr 2025 – zeitlebens nicht mehr vergessen. Auch nicht, dass unser Pastor Albert echte Reiseleiter-Qualitäten hat. Für all sein Kümmern und seine Geduld mit uns gebührt ihm ein herzliches Dankeschön